Veranstaltungs-Inhalt
Was ist Familie heute? Macht ein verheiratetes homo‐ oder heterosexuelles Ehepaar Familie aus? Wie steht es dann mit anderen Formen des familialen Zusammenlebens ‐ Partnerschaften ohne Trauschein, Familienkonstellationen ohne Kinder oder solche, in denen die Kinder nicht aus der aktuellen Paarbeziehung stammen? Haben all diese Familienformen gar in unserer Gesellschaft die traditionelle Kleinfamilie abgelöst? Sicher ist: Es gibt kein Modell mehr, das für alle gültig ist. Und das bedeutet auch, dass Geschlechterrollen innerhalb der Familien nicht mehr einfach klar sind, sondern aktiv ausgehandelt werden müssen.
Die Frage nach familialen Lebensformen steht in einem engen Verhältnis mit Fragen der Organisation von Erwerbs‐ und Familienarbeit. Dieser Verbindung geht der Bachelor‐Kurs genauer nach. Denn Familien hängen nicht nur von individuellen Aushandlungsprozessen der Familienmitglieder untereinander ab, sondern sind eingewoben in gesellschaftliche und strukturelle Bedingungen ‐ wie zum Beispiel Arbeitsmarkt, ausserhäusliche Kinderbetreuungsstrukturen und Regelungen des Wohlfahrtsstaates. Diese Bereiche bestimmen mit, was überhaupt als Arbeit angesehen wird und welche Arbeit entlohnt und wertgeschätzt wird. Die Unterscheidung in bezahlte und unbezahlte Arbeit steht wiederum in Verbindung mit Geschlecht: Nach wie vor leisten Frauen und vor allem Mütter markant mehr Hausarbeit, auch wenn sich Väter zunehmend an Familienarbeit beteiligen. Dennoch sind Väter ‐ wie im klassischen Kleinfamilienmodell ‐ vor allem für das Einkommen zuständig und fühlen sich als Träger der Gesamtverantwortung für die Familie.
Die Entwicklungen im Arbeitsmarkt, in sozialstaatlichen Regelungen und in den Familienformen sind also von Ungleichzeitigkeiten geprägt, die Widersprüche produzieren. So lässt sich der Frage nachgehen, welche Familienformen rechtlich und sozial gut abgedeckt sind, welche familialen Arrangements fehlende Möglichkeiten in alternativen Arbeitsorganisationen selber managen müssen und welche Familienformen gar an gesellschaftlichen Rahmenbedingungen scheitern.
Veranstaltungs-Struktur und Lehr-/Lerndesign
Vierstündig, wöchentlich.
Nach den einführenden Sitzungen durch die Dozentin präsentieren studentische Input‐Gruppen jeweils den theoretischen Text, der im Zentrum der Sitzung steht. Im Anschluss an die Textdiskussion wenden wir die Theorie auf ein Beispiel an. Der zweite Teil der Lehrveranstaltung wird ausserdem auch für die Gruppenarbeit an einem Projektauftrag genutzt.
Semester:
Stufe:
BA
Themen:
Disziplinen:
Institutionen:
ETCS:
6
Fächer:
Kulturwissenschaften
Hochschultyp:
Universitäre Hochschulen (UH)