Descriptif
Das Seminar verschafft einen Einblick in das Erzählwerk der Autorin Christa Wolf rund um ihren Begriff der «subjektiven Authentizität». Mit Blick auf ihren theoretischen Texten sowie auf die politisch-gesellschaftlichen Kontexte soll Wolfs Anspruch untersucht werden, «wahrheitsgetreu zu erfinden auf Grund eigener Erfahrung».
Die Seminarsitzungen werden sich an drei Polen orientieren:
- Wolfs Stellung in der (literatur)politischen Landschaft der DDR am Beispiel der frühen Texte 'Der geteilte Himmel' (1963) und 'Nachdenken über Christa T.' (1968) sowie des kurz vor der deutschen Wiedervereinigung veröffentlichten 'Was bleibt' (1990).
- Erinnerung als Thema, Erzählmuster, Triebkraft der 'subjektiven Authentizität' und utopisches Potential der Literatur: Erinnerung wird in autobiographischer Hinsicht in 'Nachdenken über Christa T.' und als Mittel der Vergangenheitsbewältigung bzw. Aufarbeitung der Sozialisation in der NS-Zeit in 'Kindheitsmuster' (1976) untersucht. 'Kein Ort. Nirgends' (1979), das um die Begegnung der Dichterfiguren Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode kreist, eröffnet seinerseits den 'Projektionsraum Romantik': Dort kristallisieren sich Erinnerung und Subjektivität zudem um die Frage nach weiblicher Autonomie und Autorschaft heraus.
- Das Potential einer 'weiblichen Stimme': Schon in 'Kein Ort. Nirgends', wo Wolf Leben und Werk der in Vergessenheit geratenen Günderrode neu bewertet, wird Wolfs Bestreben sichtbar, die Geschichte aus einer 'weiblichen Perspektive' zu betrachten. In ihrem Spätwerk bietet die altgriechische mythologische Tradition einen Stoff, den sie in ihrer Neuinterpretation zum Ort einer breiteren Reflexion über die Möglichkeiten und Modalitäten von weiblichen Stimmen macht ('Kassandra', 1983;'Medea. Stimmen', 1996). Dabei zeichnet sich die Frage ab, ob bei Wolf von einer 'weiblichen Ästhetik' die Rede sein kann bzw. inwiefern Wolf als feministische Autorin betrachtet werden soll.
Semester:
Stufe:
BA, MA
Themen:
Disziplinen:
Institutionen:
Fächer:
Literatur
Hochschultyp:
Universitäre Hochschulen (UH)