Gender Trouble. Die (Un-)Ordnung der Geschlechter zwischen Weimarer Klassik und Gegenwartsliteratur

Hat eine Erzählstimme ein Geschlecht? Das literarische Schreiben? Der Kanon? Wenn nicht ein Geschlecht, dann vielleicht viele? – Sicher ist, dass Literatur und Ästhetik stets Schauplatz für die Aushandlung von Geschlechter- und damit verbundenen Diskursordnungen waren und sind; ob affirmativ oder kritisch, aus künstlerischer Neugier oder politischem Dissens. Das Seminar fragt am Beispiel literarischer Texte und Debatten nach den ästhetischen, gesellschaftlichen und wissensgeschichtlichen Dimensionen dieser Aushandlung. Thematisch spannt der Kurs dafür einen Bogen von Weimarer Klassik und Frühromantik bis in die Gegenwartsliteratur: Im Zentrum stehen u.a. die Faszination für nicht-binäre Geschlechtsidentitäten um 1800 (Androgynie, Figur des Hermaphroditen), die Einübung bzw. Kritik hetero-normativer Modelle „männlichen” bzw. „weiblichen” Schreibens im Realismus des 19. und 20. Jahrhunderts, sowie die Auslotung fluider Geschlechterverhältnisse in der Gegenwartsliteratur (etwa bei Sasha Marianna Salzmann, Thomas Meinecke und Antje Rávic-Strubel). Das Seminar untersucht diese Beispiele jeweils nicht als Lösungsversuche eines bestehenden „Unbehagens” (Butler), sondern vielmehr als Symptom, Störfaktor oder Transgression ex- und impliziter Geschlechterordnungen, der ihnen zugrundeliegenden Machtverhältnisse und Begehrensstrukturen – zu deren Hinterfragung und kreativer Umdeutung sie einladen. Die Lektüre literarischer Texte wird begleitet von einer Diskussion theoretischer Grundlagentexte u.a. von Monique Wittig, Judith Butler, Michel Serres und Benjamin Singer.

Dienstag, 12.15-14.00
Kollegienhaus, Hörsaal 001
wöchentlich

Semester:

Stufe:

BA, MA

Themen:

Institutionen:

ETCS:

3

Fächer:

Literatur, Gender Studies

Hochschultyp:

Universitäre Hochschulen (UH)