Grenzen der Gleichheit: Differenzen und Konflikte in der schweizerischen Schwulenbewegung (1960–1990)
Einleitung des Kapitels
Die neuere Geschichte der Schwulenbewegung wird bisweilen als Geschichte eines langfristigen Emanzipationsprozesses geschrieben.1 In den Queer Studies wurde dieses Narrativ jüngst kritisch hinterfragt.2 Schwule Gruppierungen setzten sich zwar seit den 1960er Jahren für Emanzipation und Gleichstellung ein und fanden mit diesen Forderungen gesellschaftlich zunehmend Gehör. Gleichzeitig erlebte jedoch die Schwulenbewegung auch innere Spannungen, Konflikte und Ausgrenzungen. Dieser Prozess wird im Folgenden anhand der schweizerischen Schwulenbewegung genauer aufgezeigt.3 Punktuell wird die Darstellung ergänzt durch Hinweise auf die Bundesrepublik Deutschland. Die Spannungen innerhalb der Schwulenbewegung äußerten sich auf zwei Ebenen. Einerseits auf jener der sozialen Zugehörigkeit: Welche Gruppen wurden aus Sicht der Bewegung dazu gezählt, welche marginalisiert oder ausgeschlossen?
Andererseits drehten sich die Debatten um politische Inhalte und Strategien. Sollten die Gleichberechtigungsanliegen als sachliche Forderungen formuliert und auf den üblichen politischen Kanälen eingebracht werden, in Absprache mit gleichgesinnten Gruppierungen? Oder war die Emanzipation von Schwulen und Lesben Teil eines fundamental gesellschaftskritischen Projekts, das über konfrontative Protestformen eingeklagt werden sollte? Diese Frage spaltete die Schwulenbewegung auch entlang der Generationengrenzen.
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Informazioni sulla pubblicazione
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Tipo di media:
Città:
Bielefeld
Anno:
2024
Temi:
Discipline:
Temi:
Orientamento sessuale
Rappresentazioni – figurazioni
Materie:
Storia, Studi di genere
Generi:
Capitolo d'opera collettiva