Von Kettensägen und Kannibalen: Gender, Sexualität und Differenz im Horrorfilm

Kolloquium


Provokativ und polarisierend: kaum ein Filmgenre ist so umstritten und meinungsspaltend wie das des Horrors. Gezielt drängt der Horrorfilm an Grenzen etlicher Art und konfrontiert, erodiert oder zieht diese neu. Damit einher gehen Normierungs- und Marginalisierungsprozesse sowie Fragen nach Handlungsmacht und Repräsentation. Insbesondere der kommerzielle US-amerikanische Horrorfilm-Kanon ist dicht bevölkert von schillernden Aussenseiter*innen, die als Systemsprenger*innen gekennzeichnet sind und in ihren konventionswidrigen Verhaltensweisen als Bedrohung des Status quo wahrgenommen werden. Zeitgenössische soziokulturelle Ängste der ausserfilmischen Welt sowie gesellschaftlich verankerte Gedankengüter werden in einer Vielzahl von Horror-Narrativen des Mainstream-Milieus mitkommuniziert – oder etwa reproduziert? Von Slasher Franchises bis hin zu Horror-Musicals: das 'Andere' geniesst handlungsbedingte Dauerpräsenz und tritt mal rassifiziert, mal verque(e)rt, mal entmenschlicht auf. Gegliedert ist das Kolloquium daher in drei thematische Blöcke (Genre – Körper/Raum – Gender/Performanz), in denen wir uns anhand verschiedener Filmbeispiele – von Kulterzählungen Cravens oder Carpenters über Jennifer’s Body und Ginger Snaps – gemeinsam an die US-amerikanische Horrorfilmlandschaft herantasten. Anknüpfend an die Lektüre, die Einblicke in wiederkehrende Konzepte wie das ‘final girl’ oder ‘the montrous feminine’ offeriert, arbeiten wir in Gruppen- und Plenumsdiskussionen sowie kurzen Inputreferaten heraus, inwiefern Ideen von Körperlichkeit, Raum, Gender und Differenz in den Untersuchungsgegenständen zum Tragen kommen. 

Unterrichtsmaterialien

Zur Vorbereitung auf die erste Sitzung bitte die folgenden Textauszüge (auf OLAT) lesen:  Shelton, Catherine: Unheimliche Inskriptionen. Eine Studie zu Körperbildern im postklassischen Horrorfilm. Bielefeld: transcript, 2008. (Kapitel 3: Zur Problematik des Genrebegriffs, 109-113) Schanda, Flora und Judith Schossböck: Das Queere des Horrors. Sexuelle Identitäten zwischen Transgression und Schrecken. In: Claudio Biedermann und Christian Stiegler (Hg.): Horror und Ästhetik. Eine interdisziplinäre Spurensuche. Köln: Halem, 2019, 133-147.

Hinweise

Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Die Filmausschnitte werden jeweils in ihrer Originalsprache (grösstenteils Englisch) mit Untertiteln zur Verfügung gestellt. Die Auswahl der Lektüretexte setzt sich gleichermassen aus deutsch- und englischsprachigen Texten zusammen. Filmanalytische oder genrespezifische Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Bei allfälligen Fragen gerne melden. 

Semesters:

Level:

MA

Disciplines:

ETCS:

3

Subjects:

Sociology

University Type:

Universities