Der Begriff der Materialität oder des Materiellen wird in den sozial- und kulturtheoretischen Debatten der letzten Jahrzehnte rege diskutiert. Die Theoretisierung des Materiellen, insbesondere der körperlichen Materialität, ebenso wie materieller Verhältnisse hat in feministischen Theorien und in der Geschlechterforschung allerdings eine lange Tradition. Tatsächlich war «feminism […] never […] immaterial» (Braidotti/Hlavajova 2018, S. 244). Dennoch ist keineswegs unmittelbar eindeutig, was unter Materialität und den verschiedenen Konzeptionalisierungen von Materialismus verstanden wird.
Das Proseminar widmet sich den unterschiedlichen Variationen des materialistischen Denkens insbesondere hinsichtlich feministischer Perspektiven und für die Bestimmung und Diskussion von Geschlechterverhältnissen relevanten Positionen. In einem ersten Teil wenden wir uns materialistisch-feministischen Positionen zu, die besonders die sozio-ökonomischen Verhältnisse, unter denen Geschlechterdifferenz historisch hervorgebracht wird, berücksichtigen. Daran anschliessend nehmen wir mit ökofeministisch-materialistischen Ansätzen verstärkt gesellschaftliche Naturverhältnisse in den Blick und arbeiten insbesondere die Verstrickung der Ausbeutung von Geschlecht und Natur hervor. Und schliesslich erkunden wir unter Bezugnahme auf Theorien, die den Neuen Materialismen zuzuordnen sind, die Perspektivenverschiebung vom «Materialistischen» zum «Materiellen» und der Frage danach, wie das «Materielle» jenseits von Passivität und Verfügbarkeit gedacht werden kann.
Unter Berücksichtigung des jeweiligen historischen Kontexts erarbeiten wir uns gemeinsam ein Verständnis davon, worin sich die unterschiedlichen Positionen entsprechen oder unterscheiden und setzen uns kritisch mit deren Potenziale und Schwierigkeiten auseinander.
Wir wollen uns in diesem Proseminar einen Überblick über die unterschiedlichen Variationen materialistischen Denkens verschaffen und diese vertieft hinsichtlich ihrer feministischer und geschlechtertheoretischer Fragen diskutieren. Wir lernen unterschiedliche Variationen des Materialismus und deren Vertreter*innen kenne, können diese in einem grösseren historischen Kontext einbetten und können diese darüber hinaus hinlänglich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichen. Ziel ist es zudem, dass die Studierenden sich zum einen im Umgang mit wissenschaftlichen Texten üben. Zum anderen üben die Studierenden auch zentrale Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens im Rahmen der veranstaltungsbegleitenden Leistungsnachweise.
Semesters:
Level:
Themes:
Disciplines:
Institutions:
ETCS:
3
Subjects:
Gender Studies
University Type:
Universities