Wiedererwachen der Vormoderne in der Nachmoderne. Am Beispiel von Gender und Diversity?

Wiedererwachen der Vormoderne (FNZ) in der Nachmoderne (21. Jh.) am Beispiel von Gender und Diversity? (NdL)

Oft wird in der Gegenwart mit den Geschlechterrollen, identitären Existenzentwürfen oder einem normierten Begehren gebrochen, die als unliebsame Erbschaft des bürgerlichen Zeitalters gelten. Doch sind die spät- und postmodernen Rollenentwürfe so neu nicht, wie sie mitunter erscheinen. Sie widersprechen zwar den im 19. Jahrhundert dominant gewordenen Vorstellungen, weisen aber erstaunliche Parallelen zur Vormoderne auf. Auch in der Frühen Neuzeit war Geschlecht nicht unbedingt durch bestimmte biologische Merkmale definiert, gleichgeschlechtliches Begehren kein Ausweis einer bestimmten Identität, und der Mohr in Shakespeares «Othello» war kein Farbiger, sondern ein Zugezogener.

Die Moderne hat unseren Blick verengt. Ihre Konzepte aufzulösen, brachte die Produktion neuer Identitätsentwürfe mit sich, sei es beispielsweise der einer nicht binär verorteten Geschlechtsidentität, der der Hetero-Flexibilität oder des Transgenders, die durch den Blick auf die Vormoderne aber auch historisiert und genauso relativiert werden können, wie vermeintlich harte biologische Tatsachen, die auch immer schon diskursiv hergestellt wurden.

An ausgewählten Beispielen werden wir in dem Seminar mögliche Parallelen zur Diskussion stellen. Dem Wortsinn nach ist einiges, was die heutigen Theorien formulieren, durchaus „konservativ“, nur konserviert es vormodernes Gedankengut, nicht modernes.

Wir versprechen uns dadurch eine kritische Leseweise identitärer Entwürfe in den Bereichen Gender, Queer oder Diversity nicht nur die Stärkung des Problembewusstseins über die soziale und diskursive Dimension identitärer Kategorien, sondern vielleicht auch die Erkenntnis dessen, dass wir hier zum Teil von altem Wein in neuen Schläuchen sprechen können.

Semester:

Stufe:

MA

ETCS:

3

Fächer:

Literatur

Hochschultyp:

Universitäre Hochschulen (UH)