Konzepte von Sexualität, Geschlecht und Nation sind und waren historisch schon immer eng miteinander verbunden. Einerseits spielen Ideen von Männlichkeit, Weiblichkeit, sowie von einer «gesunden» und «zivilisierten» Sexualität eine wichtige Rolle für das Selbstverständnis moderner Nationen. Andererseits sind Geschlecht und Sexualität auch zentral für Mechanismen des «Otherings» - also Prozessen in denen Nationen «Andere» und «Aussenseiter» konstruieren um sich von ihnen abzugrenzen.
In diesem Proseminar werden diese Verflechtungen und ihr historischer Wandel aus verschiedenen Perspektiven analysiert. Ein erster Teil führt in grundlegende Konzepte von Nation und Nationalismus ein, etwa die Idee von Nationen als «imagined communities» (Benedict Anderson) und das Konzept des «Otherings» (Stuart Hall). Ein zweiter Teil analysiert die Bedeutung von Geschlecht und Sexualität für die Selbstdefinition moderner westlicher Nationalstaaten, etwa wie der Staat als männlich imaginiert wird (Joane Nagel, Nira Yuval Davis), die Entstehung einer Bevölkerungspolitik (Michel Foucault) oder die Idee einer «respektablen» Sexualität (Georg Mosse). Ein dritter Teil fokussiert auf unterschiedliche Aspekte des «Otherings», etwa im Kontext von Kolonialismus (Anne McClintock), Orientalismus (Edward Said), und Homonationalismus (Jasbir Puar), oder bei der Konstruktion von «internen Anderen» wie Homosexuellen oder Jüd*innen. Ein vierter Teil nimmt Aspekte von Globalisierung und Transnationalisierung von Sexualität in den Blick, etwa die globale Ausbreitung westlicher Konzepte von sexueller Identität, die Idee einer «queer diaspora» oder «global gay identity» (nach welcher sich queere Menschen eher über nationale Grenzen hinweg miteinander verbunden fühlen als mit heterosexuellen Menschen ihrem Herkunftsland), oder das Phänomen von politischer Homophobie.
Die Mehrheit der Texte wird in Englisch sein.
Proseminar
Dienstag, 16.15-18.00
Pharmaziemuseum, Grosser Hörsaal
wöchentlich
Semester:
Stufe:
BA
Themen:
Disziplinen:
Institutionen:
ETCS:
3
Fächer:
Gender Studies
Hochschultyp:
Universitäre Hochschulen (UH)