'Le Livre du chevalier de la Tour pour l'enseignement de ses filles' und der 'Ritter...

'Le Livre du chevalier de la Tour pour l'enseignement de ses filles' und der 'Ritter vom Turn' in Wort und Bild

Descriptif

Der 'Ritter vom Turn' Marquards von Stein (Erstdruck Basel 1493), findet Ende des 15. Jahrhunderts in frühhumanistischen Kreisen der Druckermetropole Basel einen fruchtbaren Boden. Marquard bewegt sich politisch wie kulturell im Umkreis der sich zwischen mittelalterlicher höfischer Tradition und frühhumanistischem Elan befindlichen Höfe und Machtträger von Österreich und Württemberg sowie der einen eher konservativen Humanismus vertretenden Basler Universität. Sein Interesse für den fast hundert Jahre älteren französischen 'Chevalier de La Tour-Landry' verdankt sich einer Sozialisation in hochburgundischen Adelskreisen und seinem Wirken in einem zweisprachigen kulturellen Umfeld. Die Übersetzung des 'Chevalier' vermittelt zunächst ein recht traditionelles Stück mittelalterlicher didaktisch-moralischer Exempelliteratur. Ohne wirklich schon einen Novellenzyklus im Sinne Boccaccios zu bilden und ein humanistisches Literaturprojekt nach italienischem Zuschnitt darzustellen, baut der 'Ritter' in seinen Bearbeitungstendenzen jedoch eine Brücke zwischen der alten und der neuen Kultur und erleichtert seinen Rezipienten den Übergang. Das Seminar geht in komparatistischer Weise den Traditionen und Innovationen des französischen Werks wie auch seiner deutschen Übersetzung/Bearbeitung nach und berücksichtigt dabei auch das Bildprogramm der Basler Holzschnitte (die wohl z.T. auf den jungen Albrecht Dürer zurückgehen). Besonders interessiert der Beitrag des Chevaliers und des Ritters, welcher als Sammlung von Erzählungen guter und schlechter Frauen konzipiert sind, zur Erziehungsliteratur der Zeit. Das Seminar geht in diesem Sinn nicht zuletzt auch dem Geschlechterdiskurs und Konzepten der Bildung und Erziehung in der mittelalterlichen Gesellschaft nach.

Stufe:

BA, MA

Fächer:

Literatur

Hochschultyp:

Universitäre Hochschulen (UH)