»Ihr liebt, und schreibt Sonette! Weh der Grille!« So beginnt ein Gedicht von Goethe - es ist selbst ein Sonett unter Sonetten (in einem Zyklus von 1807/8). Ein anderes Sonett spricht mit Blick auf die neue romantische Mode dieser Gedichtform in der Tradition von Dante und Petrarca von »Sonettenwut«, als handle es sich um eine Krankheit.
Im Sonett, Liebesdichtung par excellence und zugleich Paradeform virtuoser Künstlichkeit, spitzt sich eine allgemeine Spannung von Lyrik (und Literatur überhaupt) zu: das Verhältnis von beherrschter Form und leidenschaftlichem Inhalt. Diese Spannung verdichtet Goethe poetisch besonders produktiv zu einer Serie von Sonetten, an denen sich zentrale Themen und Verfahren der Literatur um 1800 wie unter dem Vergrösserungsglas studieren lassen: die Lust an Ironie und Dialog, das innovative Spiel mit traditionellen Formen und die Diskussion über Dichtung im Medium der Dichtung selbst; die Beziehung von 'Klassischem' und 'Romantischem', der Bezug von Kunst und Natur(wissenschaft), das Verhältnis zwischen den Geschlechtern,...
Deshalb verbindet das Seminar ein close reading der Sonette, in denen sich der 'Klassiker' Goethe durchaus 'romantisch' zeigt, mit einer breiten Wahrnehmung von Kontexten diesseits und jenseits des 'Sonettkriegs' um 1800.
Textgrundlage:
J. W. v. Goethe: Gedichte 1800-1832 (= Sämtliche Werke, Bd. 2), hg. v. Karl Eibl, Frankfurt a.M. 1988 (ISBN 978-3-618-68045-1, Taschenbuch, ca. Fr. 15.90).
Semester:
Stufe:
BA, MA
Themen:
Disziplinen:
Institutionen:
Fächer:
Literatur
Hochschultyp:
Universitäre Hochschulen (UH)