Binär oder poly? Geschlecht und Sexualität zwischen Normierung und Paradigmenwechsel

Ob in der Religion, in Gesetzen oder im Alltag: Zumeist wird in unserer Kultur stillschweigend vorausgesetzt, dass sich die gesamte Menschheit in zwei Geschlechter einteilt: Mann oder Frau. Wer nicht dem vorherrschenden Bild von Mann oder Frau entspricht, sich dieser Zweigeschlechternorm nicht unterwirft, bekommt das zu spüren: von Eltern und Freund*innen, von derMedizin, vom Staat, von Bildungseinrichtungen, der Arbeitsstelle etc. Die Gender, Queer, Inter und Trans Studies fragen kritisch nach: Was eigentlich ist ein Mann oder eine Frau? Gibt es wirklich nur  zwei Geschlechter? Wieso gibt es dann (pathologische) Bezeichnungen für Menschen, die der Binarität nicht entsprechen? Wenn es nur Männer und Frauen geben soll, warum braucht es dann spezielle Regelungen für Menschen, die keinem dieser beiden Geschlechter zugeordnet werden wollen/können? Warum müssen Eltern bei der Registrierung ihrer Babys in wenigen Tagen entscheiden, zu welchem Geschlecht ihr Kind gehört? Warum braucht es ein psychiatrisches oder medizinisches Gutachten, wenn jemand nicht mehr jenes Geschlecht leben will, das ihm_ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde? Warum sind Glücksversprechen nach wie vor mehrheitlich an Bilder von traditionellen Kleinfamilien geknüpft, wenn doch viele Menschenandere familiale Lebensformen mit anderen Geschlechterrollen wählen oder darin aufgewachsen sind? Wie sind unsere Vorstellungen von Geschlecht also mit Sexualität und Familie verknüpft?

Im Kurs lesen wir Texte, die eine Normalität von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit (Heteronormativität) kritisch reflektieren. Ein besonderer Fokus gilt hierbei auf Existenzweisen, die ʺzwischen, ausserhalb oder jenseitsʺ der Norm liegen. Dabei greifen wir auf Theorie‑Ansätze der Trans, Inter und Queer Studies zurück, die Geschlecht als etwas verstehen, das immer wieder hergestellt wird ‑ über unser tägliches Handeln, über Gesetze, Sprache, medizinische Praktiken etc.

Schwerpunkte:

  • Vertiefte Auseinandersetzung mit Trans Studies und Begrifflichkeiten
  • Medienanalyse
  • Trans am Arbeitsplatz

Dozierende: Christa Binswanger, Perry Baumgartinger

Stufe:

BA

ETCS:

6

Fächer:

Gender Studies, Queer Studies, Diskriminierungsforschung, Kulturwissenschaften

Hochschultyp:

Universitäre Hochschulen (UH)