Die Toolbox DOING DIVERSITY bietet eine Zusammenstellung von ausgewählten Best-Practices der Schweizer Hochschulen zu den Themen Diversity, Chancengleichheit und Inklusion. Sie liefert einen Überblick über interessante Projekte, einschlägige Dokumente sowie effektive Strategien und Massnahmen.
Anhand der drei Direkteinstiege «Praxis», «Lehre» und «Forschung» lässt sich eine erste Suchrichtung definieren:
Lehre – Ressourcen rund um Diversity im Unterricht: Was bedeutet Diversity im Unterricht? Wie gestaltet sich differenzsensible Lehre an den Hochschulen? Und welche Materialien gewährleisten diese?
Praxis – Best Practices der Diversity- und Gleichstellungsstellen: Welche vorbildlichen Projekte verwirklichen die Diversity- und Chancengleichheitsverantwortlichen an den Schweizer Hochschulen? Welche erfolgreichen Leitfäden, Kooperationsprojekte oder Kampagnen existieren bereits?
Forschung – Analysen, Recherchen und Resultate zu Diversity für den Kontext Schweiz: Was und wie wird innerhalb der Schweizer Hochschullandschaft zu Diversity geforscht und publiziert? Was vermögen ausgewählte Ergebnisse und Recherchen zur praktischen Umsetzung beizutragen?
Und einschlägige Veranstaltungen, Call for Papers oder Stellenausschreibungen? Diese haben – solange sie aktuell sind – ebenfalls ihren Platz in der DOING DIVERSITY. Die gesamte Auswahl findet sich nach wie vor auf dem Gender Campus.
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Die Toolbox DOING DIVERSITY entsteht im Rahmen des Modul B des P-7 «Chancengleichheit und Hochschulentwicklung» in Zusammenarbeit mit Vertreter_innen verschiedener Schweizer Hochschulen.
Projektpartner_innen: Ursina Anderegg (Abteilung für Gleichstellung der Universität Bern), Patricia Felber, (Leiterin Fachstelle Gender und Diversity, ZHdK), Jacqueline Kühne (Beauftragte für Sozial- und Umweltverantwortung, PHBern), Christiane Löwe (Abteilung für Gleichstellung der Universität Zürich), Andrea Zimmermann (Zentrum Gender Studies der Universität Basel)
Was ist eigentlich «Diversity»? Eine Einführung mit Bezug zur Schweizer Hochschullandschaft
«Diversity» benennt und anerkennt die sichtbare und unsichtbare Vielfalt von Menschen, ihren Lebenslagen und sozialen Zugehörigkeiten. Ziel von Diversity-Politiken ist es, auf Ausgrenzungen und Diskriminierungen aufmerksam zu machen, diese abzubauen und die Individualität jedes Menschen zu achten. Dafür ist es wesentlich, Strukturen zu schaffen, die eine solche Vielfalt überhaupt erst ermöglichen und fördern.
In der Hochschullandschaft, welche von akademischen Trends wie Internationalisierung, Mobilität und Exzellenzförderung geprägt ist, stellt Diversity explizit oder implizit eine Herausforderung dar. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung um Diversity steht die Frage: Wer lernt, lehrt und forscht unter welchen Bedingungen – und wer nicht?
Was Diversity als wirksame Strategie für Hochschulen konkret bedeutet, ist komplex. Dies liegt daran, dass sich Begriffsverständnis, Kenntnisse und Motivation der Akteur_innen an den Hochschulen stark unterscheiden. Neben ethischen und juristischen Argumenten gibt es ökonomische, die für eine Auseinandersetzung mit und Gewährleistung von Diversität sprechen. Auch im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung wird «cultural diversity» mitunter als Ziel definiert.
An den Schweizer Hochschulen besteht Einigkeit darüber, dass Diversity-Politiken nicht nur die bereits gegebene Vielfalt an den Hochschulen sichtbar machen und schätzen, sondern auch bestehende Ausschlüsse und Diskriminierungen aufzeigen und bekämpfen sollen. In der Hochschulpraxis tauchen im Diversity Management aber ganz eigene Herausforderungen auf: Soll beispielsweise die Gleichstellung von Frauen und Männern in die Diversity-Arbeit integriert werden oder ist die parallele Existenz beider Bereiche sinnvoll? Wird Diversität als soziale Dimension einer nachhaltigen Hochschulentwicklung definiert? Verlangt die Einrichtung einer Diversity-Stelle nach einer zusätzlichen Beratungsstelle oder reichen die bisherigen Strukturen aus?
Bei solchen (und weiteren Fragen) setzt die Toolbox DOING DIVERSITY an: Die Datenbank macht bisherige Aktivitäten der Schweizer Hochschulen rund um Diversity und Gleichstellung sichtbar und dient damit als Informations- und Inspirationsquelle für Expert_innen und Interessierte aus Theorie und Praxis.
Die Diversity-Forschung hat verschiedene Modelle mit unterschiedlichen «Diversity-Dimensionen» hervorgebracht. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Themenbereiche, nach denen Sie die Toolbox DOING DIVERSITY filtern können:
Alter
Gegenwärtig arbeiten an Hochschulinstitutionen bis zu vier Generationen zusammen. In der Forschungs- und Nachwuchsförderung, aber auch in Anstellungsverhältnissen ist das Lebensalter ein entscheidender Faktor für Ein- und Ausschlüsse – und damit auch ein zentrales Thema für Diversity-Politiken. Alle Einträge zu «Alter»
Behinderung
Menschen mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit treffen in ihrem Alltag sehr viel häufiger auf Barrieren als Menschen ohne solche. Diese sind nicht nur baulicher Art, sie existieren auch in unseren Köpfen. Die Schweizer Hochschulen legen Wert darauf, diese Hindernisse abzubauen, etwa durch die Einrichtung von Fachstellen und Massnahmen wie Nachteilsausgleichen. Alle Einträge zu «Behinderung»
Geschlecht
Geschlechtergleichstellung ist nach wie vor eines der zentralen Anliegen der Gleichstellungs- und Diversity-Politiken an Hochschulen. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist in vielen Bereichen (beispielsweise bei der Wahl der Studienfächer oder bei der Besetzung von Professuren) noch nicht erreicht. Mittlerweile richten sich die Gleichstellungsbestrebungen auch auf Geschlechtsidentitäten, die nicht in die gängige binäre Ordnung passen (z.B. Trans* oder nicht-binäre Menschen). Alle Einträge zu «Geschlecht»
Gesundheit
Der gesundheitliche Idealzustand, welcher durch gesellschaftliche Normen definiert wird, trifft auf viele Menschen nicht zu. Gleichzeitig sind psychische und physische Gesundheit wichtige Voraussetzungen für Studium, Lehre und Forschung. In Zeiten steigenden Leistungsdrucks, der sich auch gesundheitlich bemerkbar machen kann, stehen die Hochschulen in der Pflicht, ein möglichst unterstützendes und gesundheitsförderndes Lern- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Alle Einträge zu «Gesundheit»
Klasse
Eine der grössten Hürden zur Erreichung der Chancengleichheit im Bildungsbereich ist die soziale Herkunft. So entscheidet etwa die Ausbildung der Eltern in der Schweiz noch immer häufig darüber, zu welcher Art von Bildung eine Person Zugang findet oder nicht. Auch wenn Ausschlussprozesse früh in der Bildungsbiografie einsetzen, können Hochschulen mit gezielten Strategien ihren Teil zu einer grösseren Chancengleichheit beitragen. Alle Einträge zu «Klasse»
LGBTIQ* (LesbianGayBisexualTransInterQueer*)
Dieser Überbegriff versucht, die politischen Kämpfe um Anerkennung von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt zu beschreiben. Nicht alle LGBTIQ* Personen erfahren dieselben Diskriminierungen – dennoch gibt es gemeinsame Erfahrungen und Anliegen von Menschen, deren Existenzweisen nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Diversity-Politiken bemühen sich zunehmend, ein hochschulisches Umfeld zu schaffen, in dem sich Hochschulangehörige aller sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten inkludiert fühlen. Alle Einträge zu «LGBTIQ*»
Migration
Flucht- und Migrationserfahrungen können den Zugang zu Schweizer Hochschulen aus verschiedenen Gründen erschweren. In einer fortschreitend globalisierten Welt werden die Hochschulen verstärkt mit der Forderung nach einer «Bildung für alle» konfrontiert und versuchen, dieser mit Hilfe unterschiedlicher Massnahmen nachzukommen. Alle Einträge zu «Migration»
Race
Die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund rassifizierender Kriterien ist eine weit verbreitete Praxis, auch wenn sie in der postkolonialen Schweiz oftmals unreflektiert bleibt. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen des Rassismus ist deshalb zentral für die Diversity-Arbeit. Innerhalb der Diversity-Forschung wurden Fragen nach «Race» und Migration schon von Beginn an aufgeworfen – in der Hochschulpraxis fehlt es jedoch oft noch an entsprechenden Massnahmen und Aktivitäten. Alle Einträge zu «Race»
Religion und Weltanschauung
Die rechtlich verankerte Glaubensfreiheit verhindert auch an Hochschulen nicht, dass unterschiedliche Weltanschauungen zu Diskussionen oder gar Konflikten führen können. Auch hier gilt es, Toleranz und Respekt an den Hochschulen als Lern- und Arbeitsorte zu fördern. Alle Einträge zu «Religion und Weltanschauung»
Vereinbarkeit
Die Ansprüche von Studierenden und Mitarbeitenden nach der Vereinbarkeit der beruflichen Tätigkeit mit anderen Bereichen des Lebens sind vielen Schweizer Hochschulen bewusst: So werden beispielsweise die Betreuung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder ehrenamtliche Engagements auch am Lern- und Arbeitsplatz Hochschule vermehrt berücksichtigt. Alle Einträge zu «Vereinbarkeit»
Intersektionalität
Intersektionale Ansätze gehen davon aus, dass unterschiedliche Diskriminierungs- und auch Privilegierungserfahrungen miteinander in Zusammenhang stehen und Mehrfachdiskriminierungen keine Seltenheit sind. Anstatt sich nur auf eine soziale Kategorie wie etwa Geschlecht oder Race zu fokussieren, werden die vielfältigen Verschränkungen dieser Kategorien in den Blick genommen und Massnahmen erarbeitet, die spezifische Antworten auf Mehrfachdiskriminierungen darstellen. Intersektionalität bildet eine wichtige theoretische und praktische Grundlage für die Inklusionsarbeit der Hochschulen. Alle Einträge zu «Intersektionalität»
Institutionalisierung
Nicht nur die Umsetzung, auch die nachhaltige Verankerung von Diversity-Massnahmen ist eine wichtige, institutionelle und gesellschaftliche Aufgabe. Wie Massnahmen, Leitbilder oder Strategien institutionell verankert werden können, unterscheidet sich von Hochschule zu Hochschule. Alle Einträge zu «Institutionalisierung»
Bei den hier genannten Themenbereichen handelt es sich nicht um eine abgeschlossene Liste. Die Bestrebungen einer inklusiveren Hochschullandschaft sowie hochschulpolitische Forderungen nach mehr Gerechtigkeit im Bildungsbereich bringen immer wieder neue Anliegen hervor – auch diese werden in Zukunft hier abgebildet.