Aktuelle Analysen zu Rassismus belegen, dass sich in der Gesellschaft rassistische Logiken auf struktureller, institutioneller sowie indivi- dueller Ebene zeigen. So wird auch Lehrer*innenbildung als ein bedeutsamer Ort rekonstruiert, an dem Rassismus wirksam bzw. (re-)pro- duziert wird. Rassismuskritik begegnet diesen Verhältnissen, indem Prozesse der gewaltvollen Herstellung ‚Anderer‘ entlang rassistischer Wissensordnungen analysiert werden. Rassismuskritik bezieht sich auf verschiedene Formen von Rassismus sowie die Verwobenheiten mit anderen Ungleichheits- und Machtverhältnissen wie Klassismus oder Sexismus. Dabei ist Rassismuskritik unmittelbar verbunden mit stetiger (Selbst-)Reflexion – auch eigener Positionierungen und Privilegien.
Im Kontext der deutschsprachigen Lehrer*innenbildung gewinnt rassismuskritische Professionalisierung an Bedeutung. Als Ausdruck pädagogischer Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft wird (selbst-)kritisch bzw. -reflexiv hinterfragt, inwiefern rassismus- relevante Unterscheidungen in den Strukturen und Praktiken in Lehrer*innenbildung Verwendung bzw. Reproduktion erfahren und wie eine rassismuskritische Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften ermöglicht werden kann. Der hinterfragende Blick einer ras- sismuskritischen Lehrer*innenbildung richtet sich auf das historisch entstandene und normalisierte Wissen, mit dem Ziel, Bildungsorte im Sinne Spivaks durch ein kontinuierliches Verlernen weniger gewaltvoll werden zu lassen. Möglichkeiten zur kritischen Reflexion der eigenen Involviertheit in die hegemonialen Machtverhältnisse und Räume für Empowerment und Diskriminierungskritik werden dabei als mögliche Wege einer rassismuskritischen Professionalisierung diskutiert.
Im geplanten Heft sollen folgende Fragen sowohl theoretisch als auch empirisch bearbeitet werden:
• Voraussetzungen der Rassismuskritik. Was sind die gesellschaftlichen, historischen und institutionellen Voraussetzungen einer rassis- muskritischen Lehrer*innenbildung und wie ist Rassismuskritik am Ort Lehrer*innenbildung (global-)gesellschaftlich situiert?
• Lehrer*innenbildung als Ort der (Re-)Produktion rassistischer Ordnungen. Inwiefern stellt Lehrer*innenbildung einen Ort dar, an dem Rassismuserfahrungen gemacht bzw. Rassismus (re-)produziert wird?
• Formen der Rassismuskritik und rassismuskritische Professionalisierung. Wie werden welche rassismuskritische Formen für eine Professionalisierung der Lehrpersonen fruchtbar gemacht und mit welchen Ambivalenzen und Widerständen geht rassismuskritische Lehrer*innenbildung einher?
Deadline für offenen Call: Dezember 2023, bitte per mail an die Herausgeber*innen des Hefts (s.o.) senden Erscheinungstermin: Dezember 2024
René Breiwe ▪ breiwe@uni-wuppertal.de Oxana Ivanova-Chessex ▪ oxana.ivanova@phzh.ch Claudia Schuchart ▪ schuchart@uni-wuppertal.de
Im journal für lehrerInnenbildung werden vier Themenhefte pro Jahr herausgegeben. Seit 2017 werden mehrere Beiträge jedes Heftes nach einem offenen Call ausgewählt. Weitere Beiträge werden wie bis an- hin von den für das jeweilige Heft verantwortlichen Herausgeber*innen eingeworben. Die abschließende Auswahl liegt bei den für das Themenheft verantwortlichen Herausgeber*innen.
Kriterien für offenen Call: Die Beiträge sollen die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen fokussieren bzw. einen Zusammenhang zur Lehrer*innenbildung aufweisen und zum Heftthema passen.
Das jlb publiziert nur Erstveröffentlichungen. Für dieses Heft richtet sich der Call an (empirische oder theo- retische) Forschungsbeiträge. Die Textlängen bewegen sich je nach Beitragstyp zwischen 20.000 und 30.000 Zeichen (mit Leerzeichen).
Im offenen Call wird ein Abstract (500 Wörter) zum Thema des Heftes erwartet zuzüglich der Forschungs- literatur.
Rassismuskritik
René Breiwe ▪ breiwe@uni-wuppertal.de Oxana Ivanova-Chessex ▪ oxana.ivanova@phzh.ch Claudia Schuchart ▪ schuchart@uni-wuppertal.de
Publikationsdatum:
24. August 2023
Frist:
31. Dezember 2023
Themen:
Disziplinen: